17-09-2021

Folgen der Pandemie für die Globalisierung – Miles Lamberty im Interview

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie anfällig weltweit vernetzte Produktionsketten sein können.

Durch Lockdowns, Exportverboten und verschärfte Grenzkontrollen wurden viele Lieferketten durchbrochen. Die Folgen wirtschaftlicher Natur sind deutlich sichtbar – Erhöhung der Einkaufspreise, lange Lieferzeiten bis hin zu Produktionsstopps. 83 % der Unternehmen melden im September 2021 daher Preisanstiege und Lieferprobleme bei Rohstoffen, Vorprodukten und Waren*. Das wirft die Frage auf, inwieweit die weltweit ineinander verwebten Produktionsketten künftig weiter bestehen können oder ob die Pandemie und ihre Folgen zumindest einen deutlichen Rückgang der Globalisierung für uns bedeuten. 


Wir haben mit Miles Lamberty, Geschäftsführer der erka Verpackungssysteme GmbH, über diese Fragestellung gesprochen. Als Unternehmer hat er die ökonomischen Auswirkungen durch die Pandemie in der Verpackungsbranche hautnah erlebt und dabei für sich und seine Kunden Lösungen gefunden. 


Miles Lamberty


Herr Lamberty, Covid-19 hat die Wirtschaft auf den Kopf gestellt. Wie haben Sie persönlich die ersten Auswirkungen der Pandemie erlebt? 

Für viele Marktteilnehmer, vor allem im europäischen Raum, kam die Pandemie Anfang 2020 sehr überraschend. Auf dem Markt war eine gewisse Unsicherheit zu spüren, die nicht zuletzt das Kaufverhalten beeinflusste. Vor allem Investitionsentscheidungen wurden vertagt – eine abwartende Haltung war zu beobachten. 


Welche Auswirkungen hat COVID auf die globalisierte Wirtschaftswelt Ihrer Erfahrung nach?  

Zunächst waren die internationalen Lockdowns der ausschlaggebende Punkt für die Unterbrechungen der Lieferketten. Produzierende Betriebe weltweit mussten Ihre Mitarbeiter zur Eindämmung von Covid-19 nach Hause schicken. So konnten viele Produkte nicht gefertigt werden und es kam entsprechend zu Lieferengpässen. Zudem waren auch die Häfen weltweit betroffen, welche die fertigen Waren und Rohmaterialien nicht verladen konnten. Dies hat insgesamt zu erheblich verlängerten Lieferzeiten geführt. Auf der anderen Seite war eine geringere Abnahme der Waren durch die Kundschaft die Folge. Vor allem im industriellen Sektor ist der Bedarf an Produkten durch die gesunkenen Produktionskapazitäten mit der Zeit gesunken. Dies ist ein weiterer Punkt, warum es jetzt erst schleppend wieder losgeht.  


Inwieweit sind Sie mit Ihrem Unternehmen von den Folgen betroffen? 

Wir konnten zwei Phänomene beobachten: Im Bereich des E-Commerce ist die Nachfrage extrem gestiegen. Vor allem bei Verpackungsmaterialien wie Kartonagen und allem, was man für den Versand von Waren mit dem Paketdienst, aber auch auf Palette benötigt, konnten wir ein großes Umsatzwachstum feststellen. Viele Unternehmen sind zusätzlich in den Online-Handel eingestiegen, um ihre vor Ort geschlossenen Geschäfte weiter betreiben zu können. Das hat natürlich zu einer erhöhten Nachfrage nach diesen Produkten geführt. Diese dann zeitgleich mit der rückläufigen Produktion und erschwerten Lieferbedingungen zu bedienen, war keine leichte Aufgabe. 

Auf der anderen Seite hatte die allgemeine Unsicherheit weiterhin Bestand. Das heißt, Investitionsentscheidungen in Richtung Verpackungsmaschinen und Verpackungstechnik wurden zurückgestellt. Für die Unternehmen war weiterhin nicht klar, wann es wie weitergeht und so wurden entsprechend größerer Investitionen auch in unserem Bereich zunächst aufgeschoben. 


Welche Lösungen haben Sie hier für Ihr Unternehmen gefunden? Haben Sie Ihre Lieferketten entsprechend angepasst? 

Für unser Unternehmen, die erka Verpackungssysteme GmbH, haben wir zunächst ein entsprechendes Konzept zur Warenbeschaffung erarbeitet, um gewährleisten zu können, dass wir unseren Kunden die benötigten Waren stets liefern können. 

Uns war relativ schnell klar, dass unsere internationalen Importe sich deutlich verzögern werden. Da mussten wir reagieren und haben einen entsprechenden höheren Vorlauf eingeplant. Daraus resultierend haben wir die Einkaufsvolumina erhöht, so dass wir mehr Lagerhaltung betreiben mussten und unsere Lieferketten so entzerren konnten. Gleichermaßen mussten wir natürlich an der einen oder anderen Stelle auch mit neuen Produktionswerken zusammenarbeiten, da bei vielen Vorproduzenten von uns die Produktionskapazitäten runtergefahren wurden. Ein insgesamt sehr intensiver und kommunikationsreicher Prozess. 


Würden Sie sagen, dass die Globalisierung langfristig nicht mehr in diesem Ausmaß möglich ist und sich zurück entwickelt? 

Nein, das glaube ich nicht. Der globale Handel ist weiterhin im Wachstum. Es gibt natürlich die einen oder anderen Produkte, bei denen man sich überlegen sollte, heimische Produktionen aufzubauen. Da spreche ich ganz besonders von medizinischer Schutzausrüstung. Man sollte aber noch ein Stück weiter denken und sich überlegen, welche möglichen Katastrophen noch auf uns zukommen könnten und welche Produkte dafür benötigt werden. Es ist wichtig, hier eine entsprechende Weitsicht zu entwickeln, um diese kritischen Produkte im eigenen Land zu produzieren.  

Ansonsten ist es auch so, dass einige Produktionen in den nächsten Jahren wieder zurück nach Deutschland verlagert werden können, da sich immer mehr Prozesse automatisieren lassen können. So stellt es keinen Kostenvorteil mehr dar, Produkte aus dem Ausland zu importieren. Das heißt, je mehr Produktionen sich automatisieren lassen, desto mehr Waren werden dann auch wieder in Deutschland produziert. Durch die extrem hohen Transportkosten aus dem Ausland bietet eine ausländische Produktion dann meist keinen finanziellen Vorteil mehr.  


Welche Chancen sehen Sie zukünftig in der Verpackungsbranche? 

E-Commerce Verpackungen werden eine immer größere Bedeutung am Markt haben. Während der Lockdowns haben noch mehr Verbraucher Gefallen am Online-Shopping gefunden. Selbst Kunden, die vorher im stationären Handel gekauft haben, waren nun teilweise gezwungen, Dinge online zu bestellen. Versandverpackungen und die dahinterliegenden Prozesse sind wichtiger denn je. Für uns stellt diese Situation eine Chance dar, die vielen Online-Händler auch zukünftig mit individuellen Verpackungslösungen zu versorgen. 

Bleiben Sie durch zuverlässige Verpackungslösungen auch in Zeiten von Rohstoffknappheit stets handlungsfähig: >> Kontakt

*Quelle: https://www.dihk.de/de/themen-und-positionen/wirtschaftspolitik/konjunktur-und-wachstum/blitzumfrage...