15-10-2021

Der Umstieg auf die Kunststoffumreifung – Gunnar Franke von Signode im Interview

Gunnar Franke, seit über 30 Jahren bei Signode, gibt uns in unserem Brancheninterview exklusive Einblicke in die Vorteile von hochfesten Kunststoffumreifungsbändern. Außerdem gibt er Expertentipps für Unternehmen, um einen reibungslosen Wechsel von Stahl- zu Kunststoffumreifungsbändern zu gewähren. 

Signode ist weltweit führender Hersteller von Transit-Verpackungslösungen und bietet seinen Kunden sichere und wirtschaftliche Produktlösungen. Mit einem großen Spektrum an Verbrauchsmaterialien, Werkzeugen und Ausrüstung für Transportverpackungen führt Signode ein breites Produktportfolio eigener Marken für die sichere Lagerung und den Transit von Waren. Als Signode-Premiumpartner arbeitet die erka Verpackungssysteme GmbH nun bereits seit über 20 Jahren eng mit Signode zusammen.


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Hallo, Herr Franke, bitte stellen Sie sich kurz vor. 

Ich bin Gunnar Franke und arbeite nun bereits seit 42 Jahren mit Signode und seit 32 Jahren bei Signode. Der zeitliche Unterschied liegt darin begründet, dass ich die ersten zehn Jahre meines Berufslebens im väterlichen Verpackungsmittelgroßhandel in West-Berlin tätig war und dort verantwortlich für den Vertrieb von Signode-Produkten gewesen bin. Nach dem Mauerfall erhielt ich die Aufgabe, für Signode den ostdeutschen Markt zu erschließen und war ab dann direkt für Signode tätig.

 

Erzählen Sie doch bitte etwas zu Ihrem Werdegang bei Signode. 

Derzeit bin ich verantwortlich für den Bereich Distribution als Commercial Manager in Deutschland. Das beinhaltet sämtliche kaufmännische Verantwortlichkeit und den Vertrieb von Signode-Produkten. Durch meine lange Betriebszugehörigkeit bin ich allerdings schon in vielen verschiedenen Positionen gewesen – vor allem im europäischen Management, aber auch in den USA und Osteuropa. Doch nichts ist beständiger als der Wandel. So hat es auch in meinem Berufsleben immer wieder Veränderungen gegeben. 


Mit Signode haben Sie sich als Branchenführer im Bereich der Umreifung etabliert. Welche Veränderungen spüren Sie bei den Ansprüchen an Ihre Umreifungslösungen? 

Wir als Hersteller von Umreifungsbändern spüren in den letzten 15 Jahren eine große Veränderung des Marktes bzw. der Marktbedürfnisse. Die Nachfrage nach Stahlumreifungsbändern hat sich stark zu hochfesten Bändern aus Kunststoff verlagert. So sind unsere Kapazitäten zur Produktion von Stahlbändern in den letzten 15 Jahren deutlich reduziert worden und gleichermaßen sind die Produktionskapazitäten für die Erzeugung hochfester Kunststoffbänder, vornehmlich aus PET, ausgebaut worden. 


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Welche Vorteile bringt eine Umreifung mit Kunststoffband dem Kunden? 

Hochfeste Kunststoffumreifungsbänder haben heute nahezu die Festigkeit von Stahlband. Die Vorteile für den Kunden bestehen hier vor allem in der Handhabung des Bandes wie auch in der viel wirksameren Produktschonung. Kunststoffbänder lassen sich zudem wesentlich angenehmer verarbeiten. Vor allem beim Öffnen verpackter Ware mit Kunststoffband besteht eine wesentlich kleinere Verletzungsgefahr als beim Durchtrennen von Stahlband.  


Aber auch ein technischer Faktor ist entscheidend, der in keiner Weise von Stahlbändern zu leisten ist: Die sogenannte elastische Rückdehnung - auch „working range“ genannt. Kunststoffbänder sind in der Lage, bei richtiger Anwendung ein Rückdehnvermögen zu generieren. So können die Umreifungsbänder bei Packstücken, die durch dynamische Belastung beim Transport oder thermische Belastung schrumpfen, dem kleiner werdenden Packstück folgen und die Umreifung bleibt weiterhin stramm. 


Für wen eignet sich der Wechsel zu Umreifung mit Kunststoffband besonders? 

Besonders eignet sich Kunststoffband für Unternehmen, die mit Produkten arbeiten, die von Natur aus durch Austrocknung oder Erkalten beispielsweise ihren Volumenumfang verringern und kleiner werden. In der Holzindustrie ist dies zum Beispiel der Fall und teilweise auch bei Metallen. Ich denke da beispielsweise an Batterien, die recycelt werden. Die Bleizellen werden hierbei zu Barren / Masseln geschmolzen und sind dann noch relativ warm. Beim Abkühlen verringern sie ihr Volumen noch um rund 2 %. Das Gleiche gilt für Aluminium Masseln. Dann kommen die positiven Eigenschaften, nämlich die elastische Rückdehnung, zum Tragen. Des Weiteren eignet sich Kunststoffband bei Produkten, die besonders empfindlich sind, da Kunststoffbänder deutlich produktschonender sind als Stahlbänder. 


Gibt es Branchen, für die die Stahlumreifung weiterhin die bessere Lösung ist? 

Ja, die gibt es weiterhin. Vor allem ist die Stahlumreifung unverzichtbar für Produkte, die sehr heiß sind. Kunststoffbänder lassen sich nur bei Temperaturen bis 100 °C nutzen. In der Metallindustrie ist es üblich, dass Produkte direkt nach der Erzeugung umreift werden und dann weisen sie noch Temperaturen weit über 100 °C auf. In Stahlwerken beispielsweise können Temperaturen von bis zu 850 °C vorherrschen. Da ist es völlig ausgeschlossen, mit Kunststoffband zu arbeiten. Die Temperatur ist immer noch der entscheidende Faktor, aber auch besonders scharfkantige und besonders schwere Produkte sollten weiterhin mit Stahlband umreift werden. 


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Was muss beachtet werden, damit der Wechsel von Stahl- zu Kunststoffband gelingt?  

Die Umreifung sollte unbedingt an dem zu verpackenden Packstück ausprobiert werden. Selbstverständlich gibt es auch Erfahrungswerte. Unsere Anwendungstechniker beraten dazu gerne. Die Ausschlusskriterien für Kunststoffband sind die oben genannten Gründe, die Stahlband unerlässlich machen. Dazu kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu: Die Art des Weitertransportes. Vor allem dann, wenn die Waren über mehrere Klimazonen transportiert werden müssen, bestehen hier andere Anforderungen an die Verpackung als bei einem reinen Inlandstransport. 


Ein weiterer Punkt, der häufig vernachlässigt wird, betrifft die Weiterlagerung der Produkte. Wie oft werden gleiche Produkte z. B. übereinandergestapelt? Der Stapeldruck erhöht sich so unter Umständen auf das untenstehende Produkt um ein Vielfaches. Dies muss unbedingt bei der Gesamtbetrachtung berücksichtigt werden. Aber auch die Wirtschaftlichkeit muss natürlich betrachtet werden. Kunststoffband ist in der Regel erheblich günstiger als Stahlband. Bei einer Umstellung müssen jedoch auch alle für die Umreifung benötigten Werkzeuge und Geräte ausgetauscht werden. Hier spielt die Amortisation der Geräte eine große Rolle. 

 

Haben Sie durch die steigende Rohstoffknappheit im Stahl einen vermehrten Umstieg auf PET-Band wahrgenommen? 

Es ist gerade eine verrückte Situation im Markt. Das Rohmaterial für unsere Stahlbänder ist aktuell sehr knapp und wird auch bei Weitem nicht in den erforderlichen Mengen geliefert. Trotzdem boomt der Stahlbandsektor geradezu im Moment. Kunststoffband bzw. das benötigte Kunststoffgranulat ist jedoch auch knapp, sodass man aktuell gar nicht von Veränderungen durch Corona bzw. die aktuelle Marktsituation sprechen kann. In den Betrieben steht die Versorgungslage bzw. die Absicherung der Versorgung aktuell im Vordergrund, sodass wenige Unternehmen über einen Umstieg nachdenken. Aktuell werden die Prioritäten daraufgesetzt, die Produktionen aufrechterhalten zu können. 


Herr Franke, welche Chancen sehen Sie in der Branche für Signode?  

Der E-Commerce boomt, auch coronabedingt, aktuell sehr. Wir profitieren hier vor allem durch unsere Umreifungsmaschinen, die dann für den gesteigerten Verpackungsbedarf im Paketversand eingesetzt werden. Dies ist aber nicht unbedingt die Hauptzielrichtung von Signode. Wir sind vorwiegend die Spezialisten für Transitverpackungslösungen und sichern Werte durch unser sehr breites Produktsortiment. Das bedeutet, alles, was in irgendeiner Form zu Ladeeinheiten zusammengefasst wird, ist unser Metier. Es ist unser Anliegen, mit unserem kompletten Produktsortiment, diese Ladeeinheiten bestmöglich zu sichern. Das betrifft die Umreifung, aber auch Folienverpackungen und schützende Verpackungen aus Papier sowie die Ladungssicherung. 

 

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für die Branche in der Zukunft?  

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema bei uns im gesamten Unternehmen. Bei unseren Produktionen und Produkten haben wir uns daher hohe Maßstäbe hinsichtlich dieses Themas gesetzt. Aber auch die Forderungen und Ansprüche der Kundenseite sind hier sehr hoch. Den Kunden interessiert zunehmend, wie unser CO2-Fußabdruck ist oder wie recycelbar unserer Produkte sind. In diesen Bereichen haben wir bereits in den zurückliegenden Jahren beachtliche Fortschritte erzielt und haben das Thema Nachhaltigkeit weltweit zu einer unserer wichtigsten Prioritäten für die kommenden Jahre erklärt. 


Stahlband ist dabei das umweltfreundlichste Verpackungsmaterial überhaupt, da es nahezu endlos wieder verwertbar und recycelbar ist. Aber auch unsere Kunststoff- und Papierprodukte werden zunehmend zu einem ganz erheblichen Teil (bis zu 100 %) aus recycelten Materialien hergestellt. Um jedoch die Qualität auf unserem zugesagten und spezifizierten Niveau halten zu können, müssen wir auch immer wieder einen Teil an Neumaterial hinzufügen, damit die Qualität verbessert wird. Aktuell arbeiten wir daran, biologisch abbaubare, mikroplastikfreie, Kunststoffbänder zu erzeugen. Biologisch abbaubar ist relativ einfach, doch wenn beim Verrottungsprozess Mikroplastik übrigbleibt, das hinterher in die Nahrungskette eintritt, dann ist das kontraproduktiv und nicht zielführend. 


Eine weitere Herausforderung, an der wir arbeiten, sind neue Lösungen für den E-Commerce. So entwickeln wir Ideen für die Umreifung leichter Einzelverpackungen, die statt mit Kunststoffbändern mit Papierbändern geschlossen werden können. 


Herzlichen Dank für dieses ausführliche Interview, Herr Franke! Wir freuen uns, unsere langjährige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Signode auch zukünftig weiter auszubauen. 

  

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